Sonntag, 1. Juni 2014

[Rezension] Michael Wildberg - "So lonely - Ein Leben mit dem MSV Duisburg"

Autor/in: Michael Wildberg
Sprache: deutsch
Format: Taschenbuch
Umfang: 192 Seiten
ISBN: 978-3895337857
Jahr: 2011
Verlag: Verlag Die Werkstatt




„Einer der ersten Sätze, die ich von meinem Vater gehört haben muss, war: 'Und jedes Mal dieselbe Scheiße hier', geäußert am 6. Juni 1981, als der MSV sein Heimspiel gegen Bayer Leverkusen sang- und klanglosmit 2:4 verlor. Ich war also bereits zwei Tage alt, als mir das vorherrschende Credo der nächsten Jahrzehnte nahe gebracht wurde.“

Man kann sich seinen Verein nicht aussuchen, man wird als dessen Fan geboren. Und wer in Duisburg-Meiderich aufwächst, dem ist als Schicksal mitgegeben, Fan des MSV Duisburg zu sein. Michael Wildberg erzählt mit viel Humor und immer sehr direkt vom Leben in der nicht immer ausverkauften Fankurve, von abenteuerlichen Begegnungen am Essener Hauptbahnhof und sogar von einem DFB-Pokalfinale, so dass jeder MSV-Fan diese Achterbahnfahrten der Gefühle noch einmal selbst durchleben kann.
Quelle: Klappentext des Buches



Da ich selbst MSV bin, lag dieses Buch schon ewig auf meinem SUB, aber irgendwie hat sich nie die Gelegenheit ergeben es wirklich zu lesen. Und jetzt, da ich es endlich verschlungen habe, ärgere ich mich darüber, dass ich ihm so lange keine Aufmerksamkeit geschenkt habe.

Michael Wildberg fängt am Anfang seines Lebens an und erzählt seine Erlebnisse und Anekdoten mit dem MSV.
Auch wenn ich viele der Begebenheiten – gerade die aus den 80/90er Jahre - selbst nicht kenne, so habe ich dennoch durch meinen eigenen Vater ein wenig Background was die Spieler betrifft. Und selbst wenn man diesen Hintergrund nicht hat, so ist dieses Buch einfach nur herrlich zu lesen.

Mit dem typischen Duisburger Humor schildert er die positiven als auch die negativen Seiten, wobei letzteres bei unserer grauen Maus überwiegt. So stellt er zum Beispiel auch ein „Meidericher Paradeteam aus ein paar Psychopathen, mehr oder minder abstrusen Gestalten und einigen Türstehern“ (Seite 64) zusammen.
Gerade seinen Sturm finde ich einfach nur zum totlachen.
„Im Sturm würde ich auf das Prinzip Größenwahn setzen. Toni Ailton und Mohamadou Idrissou würden sich nicht nur in dieser Hinsicht prächtig ergänzen. Während der Brasilianer immer von „Papa“ und „Torjägerkanone“ sprach, obwohl er froh sein konnte, den letzten Profivertrag seines Lebens hier unterschreiben zu dürfen, klagte sich Idrissou in den Kader, versuchte Gerald Asamoah ein Kind anzudrehen und strahlte ein Selbstbewusstsein allererster Güte aus.“ (Seite 65) Seine Trainer wären die „Weltstars“ Bernie Kuhnt und Horst Schimanski. Einfach göttliche diese Vorstellung!

Dieses Buch bringt jedem den Verein aus Fansicht näher. Es zeigt, warum wir Fans sind. Nicht nur Schön-Wetter-Fans, sondern richtige Fans, trotz all dem Mist, der beim MSV abläuft. Das man nicht anders kann.

Alles in allem kann ich jedem das Buch nur empfehlen. Egal ob man Fan des Vereins ist oder nur so Fußballfan. Es lässt sich super lesen und wirkt dabei nicht billig oder hochintellektuell. Ich persönlich hatte Muskelkater vom Lachen. Ob ich die Situation nun kannte oder nicht, es war einfach alles so typisch MSV. Ich freue mich schon auf den zweiten Band „All together“, der im Juli 2014 erscheinen wird.

Im letzten Kapitel „Außer Ente könnt ihr alle gehn“ berichtet Wildberg vom absoluten Höhepunkt einer desaströsen Saison. Das Spiel gegen Paderborn war einfach nur grausam. Auf dem Spielfeld ging absolut nichts und die Fans waren nicht mehr gewillt auch nur einen Finger für den Verein krumm zu machen. Keine Stimmung. Nichts. Zu PR-Zwecken einer Charity-Organisation lief eine Ente durch die Gegend. Und auf einmal wurde dieses Vieh besungen. (siehe hierzu der angefügte Youtube-Link) Michael Wildberg trifft eine sehr passende Aussage mit der ich gerne hier abschließen möchte.

„Da war es also wieder, das schizophrene Publikum des MSV Duisburg, irgendwo zwischen Ekstase und Verzweiflung schwankend, aber immer gewillt, das Beste aus der Situation herauszuholen. Wenn Ente eines bewies, dann dass hier noch lange nicht Schluss ist, so düster es hier auch manchmal aussehen mag. Dass es irgendwie weitergeht. Und dass die Hoffnung auf bessere Zeiten immer besteht. […] Das ist er also dann, der MSV Duisburg. Immer noch mein Verein, dachte ich mir. Immer noch meiner.“ (Seite 190)

Bewertung:
 5/5

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