Autor/in: Michael Wildberg
Sprache: deutsch
Format: Taschenbuch
Umfang: 192 Seiten
ISBN: 978-3895337857
Jahr: 2011
Verlag: Verlag Die Werkstatt
„Einer der ersten Sätze, die ich von
meinem Vater gehört haben muss, war: 'Und jedes Mal dieselbe Scheiße
hier', geäußert am 6. Juni 1981, als der MSV sein Heimspiel gegen
Bayer Leverkusen sang- und klanglosmit 2:4 verlor. Ich war also
bereits zwei Tage alt, als mir das vorherrschende Credo der nächsten
Jahrzehnte nahe gebracht wurde.“
Man kann sich seinen Verein nicht
aussuchen, man wird als dessen Fan geboren. Und wer in
Duisburg-Meiderich aufwächst, dem ist als Schicksal mitgegeben, Fan
des MSV Duisburg zu sein. Michael Wildberg erzählt mit viel Humor
und immer sehr direkt vom Leben in der nicht immer ausverkauften
Fankurve, von abenteuerlichen Begegnungen am Essener Hauptbahnhof und
sogar von einem DFB-Pokalfinale, so dass jeder MSV-Fan diese
Achterbahnfahrten der Gefühle noch einmal selbst durchleben kann.
Quelle: Klappentext des Buches
Da ich selbst MSV bin, lag dieses Buch
schon ewig auf meinem SUB, aber irgendwie hat sich nie die
Gelegenheit ergeben es wirklich zu lesen. Und jetzt, da ich es
endlich verschlungen habe, ärgere ich mich darüber, dass ich ihm so
lange keine Aufmerksamkeit geschenkt habe.
Michael Wildberg fängt am Anfang
seines Lebens an und erzählt seine Erlebnisse und Anekdoten mit dem
MSV.
Auch wenn ich viele der Begebenheiten –
gerade die aus den 80/90er Jahre - selbst nicht kenne, so habe ich
dennoch durch meinen eigenen Vater ein wenig Background was die
Spieler betrifft. Und selbst wenn man diesen Hintergrund nicht hat,
so ist dieses Buch einfach nur herrlich zu lesen.
Mit dem typischen Duisburger Humor
schildert er die positiven als auch die negativen Seiten, wobei
letzteres bei unserer grauen Maus überwiegt. So stellt er zum
Beispiel auch ein „Meidericher Paradeteam aus ein paar
Psychopathen, mehr oder minder abstrusen Gestalten und einigen
Türstehern“ (Seite 64) zusammen.
Gerade seinen Sturm finde ich einfach
nur zum totlachen.
„Im Sturm würde ich auf das Prinzip
Größenwahn setzen. Toni Ailton und Mohamadou Idrissou würden sich
nicht nur in dieser Hinsicht prächtig ergänzen. Während der
Brasilianer immer von „Papa“ und „Torjägerkanone“ sprach,
obwohl er froh sein konnte, den letzten Profivertrag seines Lebens
hier unterschreiben zu dürfen, klagte sich Idrissou in den Kader,
versuchte Gerald Asamoah ein Kind anzudrehen und strahlte ein
Selbstbewusstsein allererster Güte aus.“ (Seite 65) Seine Trainer
wären die „Weltstars“ Bernie Kuhnt und Horst Schimanski. Einfach
göttliche diese Vorstellung!
Dieses Buch bringt jedem den Verein aus
Fansicht näher. Es zeigt, warum wir Fans sind. Nicht nur
Schön-Wetter-Fans, sondern richtige Fans, trotz all dem Mist, der
beim MSV abläuft. Das man nicht anders kann.
Alles in allem kann ich jedem das Buch
nur empfehlen. Egal ob man Fan des Vereins ist oder nur so
Fußballfan. Es lässt sich super lesen und wirkt dabei nicht billig
oder hochintellektuell. Ich persönlich hatte Muskelkater vom Lachen.
Ob ich die Situation nun kannte oder nicht, es war einfach alles so
typisch MSV. Ich freue mich schon auf den zweiten Band „All
together“, der im Juli 2014 erscheinen wird.
Im letzten Kapitel „Außer Ente könnt
ihr alle gehn“ berichtet Wildberg vom absoluten Höhepunkt einer
desaströsen Saison. Das Spiel gegen Paderborn war einfach nur
grausam. Auf dem Spielfeld ging absolut nichts und die Fans waren
nicht mehr gewillt auch nur einen Finger für den Verein krumm zu
machen. Keine Stimmung. Nichts. Zu PR-Zwecken einer
Charity-Organisation lief eine Ente durch die Gegend. Und auf einmal
wurde dieses Vieh besungen. (siehe hierzu der angefügte
Youtube-Link) Michael Wildberg trifft eine sehr passende Aussage mit
der ich gerne hier abschließen möchte.
„Da war es also wieder, das
schizophrene Publikum des MSV Duisburg, irgendwo zwischen Ekstase und
Verzweiflung schwankend, aber immer gewillt, das Beste aus der
Situation herauszuholen. Wenn Ente eines bewies, dann dass hier noch
lange nicht Schluss ist, so düster es hier auch manchmal aussehen
mag. Dass es irgendwie weitergeht. Und dass die Hoffnung auf bessere
Zeiten immer besteht. […] Das ist er also dann, der MSV Duisburg.
Immer noch mein Verein, dachte ich mir. Immer noch meiner.“ (Seite
190)
Bewertung:
5/5
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